Lebensstil und Darmgesundheit gegen Alzheimer

Neurodegenerative Erkrankungen sind eine große Herausforderung für Betroffene und ihr Umfeld und sind Teil zahlreicher, aktueller, wissenschaftlicher Untersuchungen. Von genetischen Faktoren, über die Blut-Hirn-Schranke, Lebensmittelzusätzen, Störungen im Gefäßsystem und der Blutzusammensetzung, Alkohol, Rauchen, bis hin zum Übergewicht und dem sitzenden Lifestyle… Ursachen werden sehr viele diskutiert und die Antwort ist, unserer Stand der Kenntnis nach, bis heute noch nicht eindeutig geklärt. Es wird eins aber immer klarer: Wir haben mit unserem Lebensstil, den täglichen Entscheidungen, die wir treffen, einen sehr großen Einfluss wann und wie degenerative Prozesse in unserem Gehirn ablaufen. Alles haben wir natürlich nicht in der Hand, aber im Rahmen von gegebenen, unbeeinflussbaren Risikofaktoren können wir eine Menge tun.

Bewegung & Krafttraining

Neueste Studien zeigen, dass regelmäßige Bewegung wohl einen der stärksten positiven Einflüss auf die Prävention dieser Krankheiten hat, die wir derzeit kennen.

Ausdauertraining, wie Laufen oder Radfahren, verbessert die kardiovaskuläre Gesundheit und fördert die Durchblutung des Gehirns, was die Bildung neuer Nervenzellen und die Neuroplastizität unterstützt. Studien belegen, dass solche Aktivitäten die Konzentration von BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor) erhöhen, das ein entscheidendes Protein für neuronales Wachstum und Gedächtnisfunktion ist, aber auch speziell einen Schutz zum Erhalt der Hirngesundheit bietet.

Krafttraining ergänzt diese Vorteile, indem es Muskelmasse und Knochendichte fördert und entzündungshemmende Effekte sowie eine verbesserte Insulinsensitivität bietet. Diese Effekte sind entscheidend, da chronische Entzündungen und Insulinresistenz mit einem höheren Risiko für Alzheimer verbunden sind. Durch die Kombination von Ausdauer- und Krafttraining wird ein umfassender Schutz gegen neurodegenerative Prozesse erreicht, was die geistige Gesundheit im Alter unterstützt. Handgriffstärke (Grip Strength) im speziellen, ist ein weiterer starker Indikator für das Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Eine Studie mit über 190.000 Teilnehmern aus dem UK Biobank-Projekt fand, dass eine reduzierte Muskelkraft mit einem höheren Risiko für Demenz und schlechteren neurokognitiven Ergebnissen verbunden ist​.

https://www.alzdiscovery.org/cognitive-vitality/blog/what-can-handgrip-strength-tell-us-about-dementia-risk (Englisch)

Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Prävention von Alzheimer. Eine Mittelmeerdiät, reich an Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen, Samen und gesunden Fetten wie Olivenöl, hat neuroprotektive Effekte. Diese Ernährungsweise fördert die Herzgesundheit und verbessert die Gehirndurchblutung, was für die kognitive Funktion entscheidend ist. Omega-3-Fettsäuren, die in fettreichen Fischen wie Lachs und Makrele vorkommen, unterstützen die Gehirnstruktur und reduzieren die Bildung amyloider Plaques, die mit Alzheimer in Verbindung gebracht werden. Antioxidative Lebensmittel wie Beeren und Nüsse schützen das Gehirn vor oxidativem Stress, während grünes Blattgemüse essenzielle Nährstoffe wie Folsäure und Vitamin E liefert, die neuroprotektive Eigenschaften haben.

Durch die Reduktion von Zucker und gesättigten Fetten und den Fokus auf nährstoffreiche Lebensmittel kann die richtige Ernährung wesentlich dazu beitragen, das Risiko für Alzheimer zu senken und die geistige Gesundheit im Alter zu bewahren.

Darmgesundheit

In der Forschen häufen sich die Hinweise darauf, dass die Darm-Hirn-Achse in der Entstehung von Alzheimer ebenfalls eine zentrale Rolle spielen könnte. Der Darm sendet mehr Signale zum Gehirn als anders herum, teilweise über Nerven, Immunbotenstoffe, bakterielle Stoffwechselendprodukte oder Hormone. Eine gestörte Darmflora kann Entzündungen im Körper begünstigen, die sich als sogenannte “Silent-Inflammation” systemisch ausbreiten und ihre Wirkungen im ganzen Körper entfalten. Somit auch entzündliche Prozesse im Gehirn und dadurch kognitiven Abbau begünstigen können.

Weite bestätigt die klinische Forschung, dass bei einer gestörten Darmbarriere (Leaky Gut), Bakterien und deren Stoffwechselprodukte aus dem Darm in andere Teile des Körpers verlagern können und schädliche Effekte hervorrufen (bakterielle Translokation). Ein Leaky Gut wird unter anderem durch die Bestimmung von Calprotectin im Stuhl festgestellt, wobei erhöhte Werte, unter anderem, auf eine gestörte Darmbarriere hinweisen können. In einer klinischen Studie wurde der Stuhl von 22 Alzheimer-Patienten analysiert, wobei Calprotectin in deren Stuhl mit 73% weit über der Norm (> 50 mg/kg) lagen. Dies stützt die Hypothese, dass fäkales Calprotectin auf einen Leaky Gut hinweist, was zu unbemerkten („stillen“) systemischen Entzündungsprozessen – letztlich auch im Gehirn – führt.

Darmaufbau bei Demenz

In einer Studie nahmen 55 Teilnehmer für 28 Tage ein Probiotikum mit geprüften entzündungshemmenden Bakterienstämmen ein. In einem Vergleich im Blut wurden niedrige Entzündungswerte als zuvor, und signifikante Erhöhungen von Markern, die für eine gesteigerte Immunaktivität (Entzündungsbekämpfung) stehen, beobachtet. Diese Studie und eine Vielzahl von anderen Untersuchungen, machen die Rolle der Darmgesundheit in der Prävention und ggf. symptomatischen Behandlung von Demenz und Alzheimer klar. Weitere Forschung ist natürlich weiter nötig.

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Insulinresistenz